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Geschichte der Stadt Walsrode

Überblick

  • vor 986
    Gründung des Klosters durch Graf Walo

  • 7.Mai 986
    Erste urkundliche Erwähnung von Walsrode anlässlich einer Schenkung an das Kloster durch den   sächsischen König Otto III.

  • 1383
    Verleihung der Stadtrechte durch die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg

  • 1479
    Erste urkundliche Erwähnung des Walsroder Stadtwappens 

  • Ende des 15. Jahrhunderts
    Geburt des Bildschnitzers Hans Brüggemann in Walsrode. Hans Brüggemann ist der Schöpfer des berühmten Bordesholmer Altars, der heute im Dom zu Schleswig aufgestellt ist

  • 1626
    Weitgehende Zerstörung der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges durch Truppen des Heerführers Tilly (Katholische Liga)

  • 1757
    Brandkatastrophe mit totaler Zerstörung der Stadt

  • 1811
    Walsrode ist Grenzstadt zwischen dem Königreich Westfalen und dem Kaiserreich Frankreich

  • 1866
    Walsrode wird preußisch

  • 1890
    Bahnanschluß für Walsrode

  • 1893
    Erster Besuch des Dichters Hermann Löns in Walsrode, später viele Aufenthalte in Walsrode und Umgebung

  • 1929 
    Eingliederung der Gemeinden Vorbrück und Vorwalsrode

  • 1935
    Beisetzung des 1914 gefallenen Dichters Hermann Löns im Tietlinger Wacholderhain zu Walsrode

  • 1973
    Staatlich anerkannter Erholungsort

  • 1974
    Weitere 22 Gemeinden eingegliedert (siehe Ortschaften)

  • 1983
    Feier 600 Jahre Stadtrechte

  • 1984
    Verleihung des Status einer "Selbständigen Gemeinde" durch die Niedersächsische Landesregierung

  • 1985
    Beginn der Stadtsanierung

  • 1986
    1000 Jahr Feier von "Kloster und Stättlein" (vgl. Merian-Stich von 1654)

  • 1988
    Restaurierung des "Königssaales" im Amtsgericht Walsrode

  • 1990
    Städtepartnerschaft mit der Stadt Gernrode (Sachsen-Anhalt)

  • 1991
    Städtepartnerschaft mit der Stadt Zaltbommel (Niederlande)

  • Juli 1994
    Beendigung der Innenstadtsanierung mit Verkehrsberuhigung

  • 2000
    Städtepartnerschaft mit der Stadt Hibbing (Vereinigte Staaten von Amerika)

  • 2001
    Feier 40 Jahre Vogelpark mit einer Tukanparade

  • 2003
    Städtepartnerschaft mit der Stadt Kovel (Ukraine)

  • 2020
    Eingliederung der Gemeinde Bomlitz mit 8 Ortschaften

Nähere Einzelheiten zur Stadtgeschichte können Sie der Stadtchronik entnehmen oder im Stadtarchiv erfragen.

Das Wappen der Stadt Walsrode

Das älteste bekannte Walsroder Stadtsiegel, dessen Bild seinerzeit wohl auch das Stadtwappen war, befindet sich auf einer Urkunde von 1479.

 

 

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Erscheinungsbild des Stadtwappens selbstverständlich verändert. So befindet sich beispielsweise im Rittersaal in Celle diese Abbildung

 

 

 und noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das hier abgebildete Wappen gebräuchlich,

 

 

während von ca. 1948 bis 2020 das nachfolgende abgebildete Wappen verwendet wurde, welches

in ähnlicher, allerdings viel dekorativerer Ausgestaltung und heraldisch korrekt bereits in einem der Buntglasfenster des alten Rathauses von 1904 zu sehen ist.

Viele Walsroderinnen und Walsroder meinen, dass das Wappen eine Abbildung des Klosters Walsrode zeige. Diese Annahme ist umstritten. In der bis 2020 gültigen Hauptsatzung der Stadt Walsrode heißt es, daß das Wappen das mittelalterliche Rathaus zeigt.

Blasonierung (Wappenbeschreibung):
Das Wappen zeigt einen geteilten frühgotischen Dreiecksschild, in dessen unterem Teil eine ungezinnte rote Stadtmauer dargestellt ist. Der obere, mit einem Schildrand umfaßte Teil enthält auf Blau das mittelalterliche Rathaus in Silber mit roten Dachflächen, einem silbernen Kreuz auf dem vorderen Giebel sowie silbernen Kugeln auf den Türmen. Der Schild trägt einen blauen Stechhelm mit einer Mauerkrone. Die Helmdecke ist vorne außen blau und innen rot, hinten außen rot und innen blau.

Seit dem Jahr 2020 wird das nachstehende Wappen verwendet.

Wappenbeschreibung gemäß § 2 Absatz 1 der Hauptsatzung:
Das Wappen der Stadt Walsrode hat die Form eines Dreieckschilds. Der Hauptschild enthält die mittelalterliche Klosterkirche in rot auf goldenem Grund mit drei romanischen Fenstern und einer Tür in der Fassade. Im Westwerk der Kirche befinden sich zwei Rundtürme mit je einem romanischen Fenster. Der Ostgiebel weist ein romanisches Fenster und eine Wetterfahne auf. Die Kirche steht auf einem Fundament aus zwei Ziegelreihen. Im Schildfuß befindet sich ein blaues Wellenband, von Schildrand zu Schildrand ziehend, in zwei Schwüngen ein „W“ andeutend und darunter ein Mühlrad mit vier Speichen.

Hinweis:
Eine Nutzung des Stadtwappens sowie die Verwendung des Namens Walsrode ohne Genehmigung der Stadt Walsrode ist grundsätzlich nicht gestattet und kann zu Schadenersatzansprüchen führen. 

Der Bildschnitzer Hans Brüggemann

Hans Brüggemann war im 16. Jahrhundert einer der bedeutendsten Bildhauer des norddeutschen Raumes. Er entstammte aus einem alten Bauern- und Handwerkergeschlecht und wurde um 1480 in Walsrode geboren. Schon relativ früh entschied er sich für den Beruf des Bildschnitzers. Kurz nach 1500 verließ er seine Heimatstadt Walsrode, um an verschiedenen Orten in die Lehre zu gehen. Vermutlich verlief sein Wanderweg über Bremen nach Münster zum Niederrhein und von dort aus weiter nach Antwerpen. Nach Abschluss der Lehrzeit ließ er sich in Husum nieder und schuf dort sein Hauptwerk, den Bordesholmer Altar. Dieser heute im Schleswiger Dom stehende zweiflügelige Klappaltar stellt die Passion Christi dar. Als Meisterwerk der Spätgotik ist der Altar zwischen 1515 und 1521 entstanden.

 


Der Bordesholmer Altar im Dom zu Schleswig

 

Zwei Jahre später schloss Brüggemann mit den Kirchherrren seiner Geburtsstadt Walsrode einen Vertrag über die Erstellung eines Altaraufsatzes ab. Dieser sollte die Himmelfahrt Mariae mit den zwölf Aposteln darstellen. Als Lohn wurde die Summe von 55 Gulden festgesetzt. Das vollendete Triptychon stand bis 1625 auf dem Frühmessealtar der Kirche, ehe man es nach Kirchboitzen verkaufte, um mit dem Geld eine neue Orgel zu finanzieren. Im 18. Jahrhundert verliert sich die Spur dieses Kunstwerkes.

Ebenso unbekannt ist das weitere Schicksal von Hans Brüggemann. Nach Beendigung seiner Tätigkeit in Schleswig-Holstein 1523 leitete er möglicherweise in Niedersachsen erneut eine Werkstatt. Die Reformation mit ihrem Bildersturm machte ihn arbeitslos. Es ist unklar, ob Brüggemann die Umstellung von Altarfiguren auf die Herstellung von Möbeln oder Paneelen gelang. Einer Legende nach soll er um 1540 im Armenhaus verstorben sein.

Bedeutende Werke: Christophorus im Dom zu Schleswig, um 1514; Madonna und Engel mit der Laute aus dem 20 m hohen Sakramentshaus in der ehemaligen Marienkirche in Husum, 1520; Altar aus dem Augustinerchorherrenstift Bordesholm (Holstein), vollendet 1521, seit 1666 im Dom zu Schleswig; St. Jügen zu Pferde, ursprunglich in der ehemaligen Marienkirche in Husum, seit 1830 im Nationalmuseum zu Kopenhagen, um 1523.

Der große Brand von 1757

Zum Schicksalstag der Stadt Walsrode wurde der 6. Juli 1757, nachdem bereits zehn Jahre vorher, am 12. Dezember 1747, ein infernales Unwetter mit einem orkanartigen Sturm den Ort heimgesucht hatte und viele Häuser vollkommen zerstört worden waren.

An diesem besagten 6. Juli entzündete sich in einem Haus am "Großen Graben" eine überhitzte Speckpfanne und setzte sogleich das Haus in Flammen. Das Feuer griff binnen kurzer Zeit auf die benachbarten Wohnhäuser über und innerhalb eines Tages wurden 226 zumeist reetgedeckte Häuser mit ihren Nebengebäuden ein Raub der Flammen. Lediglich elf Häuser blieben stehen, der Rest - einschließlich Rathaus - sank in Trümmer.

 

Bereits wenige Tage nach der Katastrophe erschien im Auftrag des Königs der Celler Landbaumeister Vick, um gemeinsam mit Rat und Verwaltung einen Wiederaufbauplan für Walsrode zu erstellen. Im Gegensatz zu der früheren städtischen Situation wurden nun die Häuser mit der Traufe zur Straßenseite errichtet. Vorher hatten die Häuser mit dem Giebel und einem breiten Tor zur Straße hin gestanden, um, entsprechend  den Bedürfnissen des Ackerbürgertums, mit den landwirtschaftlichen Fahrzeugen in das Haus und auf den dahinter liegenden Hof gelangen zu können. Den veränderten Zeitumständen folgend, wurde nunmehr eine andere, modernere Form gewählt, die bis heute unser Stadtbild prägt und im Rahmen der Stadtsanierung teilweise fast vollständig wiederhergestellt werden konnte.   Das damals entwickelte Straßensystem mit der begradigten langen Straße und der Moorstraße und den dazwischen liegenden Straßen Worth, Großer Graben und Neue Straße ist auch heute noch vorhanden. Leider ist dieses System den Anforderungen des heutigen Straßenverkehrs nicht immer gewachsen. 

Hermann Löns, der Dichter der Heide

   1893 kam Hermann Löns das erste Mal in die Lüneburger Heide, nach Walsrode; in dieses "wunderschöne Land", wie er die Heide so gerne nannte. Geboren wurde er am 29.08.1866 in Kulm/Westpreußen. Seine Eltern kamen aus Westfalen. Der Vater, angehender Gymnasial-Oberlehrer, fand dort seine erste Lehrerstelle und konnte somit seine Braut, die Paderborner Apothekerstochter Klara Kramer, endlich zur Frau nehmen. Nach knapp zwei Jahren zog die Familie nach Deutsch-Krone, wo Hermann seine Jugendzeit verbrachte.

1894 wurden die Eltern zurück in ihre alte Heimat versetzt, so dass Hermann dort sein Abitur machen konnte. Ursprünglich wollte er einmal Naturwissenschaften studieren, doch sein Vater hielt dieses für aussichtslos. So musste Hermann Löns das ungeliebte Fach "Medizin" belegen.

Nach Münster waren Greifswald und Göttingen die Stationen seiner wissenschaftlichen Ausbildung. Im Jahre 1890 kam es zum Bruch mit dem Vater. Hermann Löns verließ sein Elternhaus und betrat es nie wieder.

Er sprang, wie er es selber nannte, mit beiden Füßen in das Zeitungsfach. Über Kaiserslautern, Gera und Hamburg führte ihn der Weg nach Hannover, wo er auch seine Elisabet Erbeck heiratete. Beim "Hannoverschen Anzeiger " fand Löns seine erste Anstellung. Unter den Pseudonymen "Fritz von der Leine" und "Ulenspeigel" wurde er schlagartig bekannt, da er witzige und kluge Glossen schrieb. In der Zeit, in der sich Löns als Journalist profilierte, lernte er auch die Heide kennen und lieben. Seitdem kam er von der Pflanzen- und Tierwelt dieser so typischen norddeutschen Landschaft nicht mehr los und beschrieb sie auf vielfältige Art. Sein dichterisches Werk ist bis heute in einer Auflage von über 10 Millionen Büchern verbreitet. Der Verband der Hermann-Löns-Kreise in Deutschland und Österreich tritt für sein geistiges Erbe ein und hat seinen Sitz in der Hermann-Löns-Stadt Walsrode.

Als 48jähriger meldete sich Löns als Kriegsfreiwilliger im 1. Weltkrieg. Nach nur vier Wochen fiel er am 26. September 1914 bei Loivre (Reims in der Champagne). Im Jahre 1986 wurde in Walsrode sein letztes Werk, das Kriegstagebuch "Leben ist Sterben, Werden, Verderben" der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist ein historisches Dokument und ein persönliches Vermächtnis.

Der Merian-Stich von 1654

Dieser Kupferstich datiert aus dem Jahr 1654 und zeigt eine Ansicht Walsrode aus südöstlicher Richtung. Gut zu erkennen sind das Kloster (hier noch "Closter" geschrieben) und die Stadtmauer. Natürlich fehlen auf der Abbildung das erst 1904 eingeweihte Rathaus sowie der erst viel später entstandene Klostersee. Das hier zu erkennende Stadtbild ist durch den großen Brand von 1757 größtenteils zerstört worden.